Wasserfälle, Nachtzüge und Affenattacken

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Vor einer Woche traf ich mich in Mumbai mit zwei weiteren deutschen Backpackern um mit ihnen gemeinsam zu reisen.
Am Sonntag machten wir einen kleinen Tagesausflug nach Lonavla. Dort besuchten wir Rajees Neffen im Internat und bekamen von einem der Lehrer eine Führung durch die gesamten Räumlichkeiten. Anschließend fuhren Vijay, Timo, Anna und ich zu einem nahegelegenen See an dessen Staudamm wahre Volksfeststimmung herrschte. Hunderte von laut jubelnder Menschen drängten sich dort um im flachen Wasser hinter dem Damm zu planschen. Bei einem Spaziergang entlang des Seeufers konnten wir dann doch noch der lärmenden Menge entkommen und die schöne Landschaft genießen.

Am Dienstag brachen wir dann bereits um 7Uhr auf um von Mumbai nach Neral zu fahren. Dort trafen wir Prashant, einen Freund von Rajee und Vijay der uns die Hill Station Matheran zeigte und uns einlud die Nacht in seiner Wohnung zu verbringen.
In Matheran bekam ich einen ersten Eindruck wie atemberaubend die Indischen Landschaften sein können. Hohe Berge, dichte Wälder, beeindruckende Wasserfälle und AFFEN. So sehr ich mich auch auf meine erste Begegnung mit freilebenden Affen gefreut habe so schnell war diese Begeisterung auch wieder verflogen als ein recht aggressives Exemplar sich fauchend und Zähne fletschend an meine Tasche hängte und versuchte mich abzuschütteln. Lediglich mit beherzten Schlägen mit unseren Plastikflaschen und leichten Tritten konnten wir ihn dazu bringen von meiner Tasche abzulassen, was jedoch nicht ganz ungefährlich ist, wenn man bedenkt, dass Affen der häufigste Tollwut Überträger sind.
Am Abend bekochen uns Prashants Frau und Schwiegermutter mit den typisch indischen Spezialitäten Dahl, Roti, Mango Pickl und Gemüse. Da sich mein anfängliches Hüsteln mittlerweile zu einer fetten Erkältung entpuppt hat bekamm ich den Invalidenbonus und durfte im einzigen Bett der ganzen ca. 15m² großen Wohnung schlafen.

Am Mittwoch machten wir uns dann nach einem sehr frühmorgendlichen Ausflug zu einem weiteren Wasserfall per Zug auf den Weg nach Pune. Dort verbrachten wir den Nachmittag in einem recht europäisch wirkenden Einkaufszentrum wo ich nach Wochen das erste mal wieder richtigen Kaffee bekam.
Am Abend nahmen wir dann den Nachtzug nach Ichalkaranji.
In der von uns gebuchten Sleeper Class ist solch eine Nachtfahrt jedoch kein Zuckerschlecken. Die ungepolsterten Plastikpritschen die in drei Etagen entlang des Gangs und in den offenen Abteilen hängen sind extrem unbequem und durch die zum Teil fehlenden Fenster direkt dem Schienenlärm ausgesetzt. Hinzu kommt noch, dass es tierisch zieht (starke Ohrenschmerzen waren die Folge), man während der gesamten Fahrt sein Gepäck gut im Auge behalten muss und auch das Schnarchen von ca. 30 älteren Herren nicht gerade förderlich für eine gute Nachtruhe sind.
Wundert man sich dann warum so viele bewaffnete Polizisten im Zug sind, die ganz versessen darauf sind dass alle Fenster geschlossen bleiben, bekommt man auch hier keine erfreulichen Nachrichten. Die Herren fahren nämlich auf den ersten 300km der Strecke mit, da hier vermehrt schwer bewaffnete Plünderer zuschlagen die unter anderem durch die Fenster den schlafenden Fahrgästen Ketten und Ohrschmuck abreißen. Also, die Fenster bleiben zu und ab gehts.
Denn der Vorteil ist: Für gerade mal 155 Rupie (ca. 2,20€) hat man einen Schlafplatz und kann nebenbei noch hunderte von Kilometer zurücklegen.

Angekommen in Ichalkaranji werden wir herzlich von Surendra, Bharat und deren gesamter Großfamilie Empfang. Auch dieser Kontakt ist durch die liebe Rajee entstanden.

Bereits auf dem Weg vom Bahnhof zum Haus der Familie wurde der unterschied zwischen Großstadt und Dorf deutlich. Nachdem man sich mittlerweile daran gewöhnt hat, dass sich Kühe selbst in den Zentren der großen Metropolen wie wandelnde Verkehrsinseln unter Autos, Rikschas und Busse mischen, trifft man auf dem Land eine viel größere Artenvielfalt auf den Straßen an. Esel, Ziegen, Kühe, Schweine, Katzen, Hühner, Hunde, Büffel… alle laufen oder schlafen mitten auf den Straßen und werden ganz selbstverständlich von anderen Verkehrsteilnehmern umkurvt.

Wie gerädert von der Fahrt fielen wir erstmal einige Stunden totmüde ins Bett bevor uns Bharat die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zeigte. Drei Tempel, ein College in einem alten Palast, ein typisch indisches Dorf und eine Textilfabrik besichtigten wir mit ihm und seiner jüngsten Schwester.
Doch egal wo wir aufkreuzten musste wie schon so oft das Besichtigen erst noch etwas warten, da wir augenblicklich im Mittelpunkt aller anwesenden Inder standen. Ständig werden wir um ein Foto gebeten oder werden einfach umringt von übertrieben neugierigen Scharen, was nach einigen Stunden recht anstrengend werden kann.
Am Abend werden wir dann von der Familie zum Essen eingeladen und bekommen von den Kindern noch die örtliche Werkstatt gezeigt in der sämtliche Ganesha Figuren für das anstehende Ganesh Chaturthi (der Geburtstag Ganeshas, einer der wichtigsten Götter der Hindus) hergestellt und aufwendig bemalt werden. Dort findet man sich dann zwischen hunderten Variationen des Gottes mit dem Elefantenkopf wieder. Agal ob sitzend, stehen oder tanzen, 20cm oder 3m groß, eines haben alle gemeinsam. Sie sind alle quitsch bunt und glitzernd (man könnte es auch kitschig nennen) bemalt.

Am Freitag morgen nahmen wir dann den Bus nach Kolhapur wo uns Neeraj ein Freund von Surendra und Bharat abholen lies. Wir luden unsere Rucksacke in seinem Büro ab und wurden dann von seinem Rikschafahrer zu all den Sehenswürdigkeiten der Stadt gebracht. Alter und neuer Palast mit dazugehörigem Museum standen genauso auf dem Plan wie der für Hindus sehr bedeutende Mahalaxmi-Tempel.
Am Abend nahmen wir dann den Nachtbus nach Panaji in Goa.
Die Sehenswürdigkeiten waren schneller besichtigt als gedacht, so dass wir uns nach einem kleinen Frühstück vom Obstmarkt mit dem nächsten Bus auf den Weg zum 9km entfernten Old Goa machten, was bekannt für seine zahlreichen katholischen Kirchen ist. Nach der vierten Kirche war dann bei mir auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit, dem Schlafmangel und dem schweren Rucksack irgendwann die Luft raus, so dass ich mich entschloss auf Timo und Anna zu warten, während sie ihr Programm fortführten.
Danach fuhren wir zurück nach Panaji, nahmen dort den Bus nach Margao wo wir nochmals umstiegen um nach Agonda zu fahren, oder zumindest in die Nähe. Die letzten 12km fuhren wir dann mit der Rikscha bis wir das kleine Stranddorf erreichten. Jetzt in der Monsunzeit herrscht hier absolute Nebensaison, so dass wir recht schnell, einfach und günstig ein kleines “Häuschen” am Strand bekamen. 500 Rupies für zwei Nächte ergibt einen Übernachtungspreis von 1,19€ pro Person pro Nacht.Und nicht nur die niedrigen Preise sind ein Vorteil der Nebensaison. Lediglich eine Hand voll Touristen halten sich zur Zeit hier auf, so dass man den Palmen gesäumten Sandstrand quasie für sich allein hat. Abgesehen von einigen Hunden und ca. 50 Kühen. Die sind in Indien wie bereits erwähnt überall, auch am Strand.
Gestern (Sonntag) mieteten wir uns dann zwei Motorroller und besuchten die Strände in Palolem und Patnem. Das recht bekannte Palolem, konnte uns mit seinem sehr schmalen Strand und den ganzen Touri Shops zwar nicht so überzeugen, aber allein die Fahrten durch die saftig grüne Landschaft, der kleine aber hübsche Strand in Patnem und der angenehm erfrischende Fahrtwind waren es definitiv wert.
Heute kosten wir den Strand dann noch mal in vollen Zügen aus bevor es heute Abend mit der Riksch nach Chaudi und von dort mit dem Nachtbus nach Hampi.

One response »

  1. Hey Katrin! Seit Thomas seiner Einweihungsfeier habe ich von deinem Bruder den Namen der Page bekommen und lese fleißig mit!
    Super cool, dass Du nun endlich in Indien angekommen bist!
    Wie sieht es mit Jobs aus? Oder wie machst Du es z.Zt. noch mit dem Geld? Könnte mir vorstellen, das es doch alles ziemlich an den Geldbeutel geht??

    In der neuen NEON steht ein Artikel über den “Goldenen Tempel von Amritsar” in Nordindien – Die wohl größte Küche der Welt.
    Eine Küche wo 80.000 bis 100.000 Menschen täglich kostenlos “verwöhnen”. Am Wochenende wohl doppelt so viele.

    Falls Du dort mal einkehren solltest – würde ich mich sehr über Bilder von innen als auch außen freuen! 🙂

    Lieben Gruß und ganz viel spaß noch,

    Benny

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